Tiefste Dorfprovinz
Tag 23 – Wir haben lange und relativ gut geschlafen. Wir bemerken noch einen australischen Radfahrer der nur 100 Meter neben uns gezeltet hatte. Den angebotenen Kaffee lehnt er dankend ab. Auf die Frage nach dem nächsten Ort, zeigt er aufs Fahrrad und sagt lachend: "Five Days".
Ein übler Übernachtungsplatz!
Okay. Also weiter durch den Wakahan. Ein Wahnsinns Kiesweg der immer wieder steil zum Grenzfluss abfällt. Man blickt also aus dem Auto mal 200 Meter hinab. Rechts dagegen sieht man fette Steine und Geröll was herab zu rutschen droht. Manchmal wirklich heikel. Später entfernt such der Weg etwas vom Fluss und man sieht in der Ferne die schneebedeckten Berge des Hindukusch.
Auffälliger Weise fährt hier Niemand mehr ohne Geländewagen. Wir sind hier die Einzigen mit PKW. Und wir wissen warum.
Jeder Feldweg bei uns ist besser. Ach was sage ich. Jeder Waldweg bei uns ist besser. Man kann sich nicht immer entscheiden ob man aufsetzt, sondern nur ungefähr wo.
Glücklicher Weise schaffen wir es wieder auf unter 3000 Höhenmeter und wir bekommen wieder besser Luft. Die letzten Tage waren anders.ein Tisch oder Stuhl aufstellen genügte um eine Atempause zu benötigen. Kurz vor dem nächsten Ort erneut ein Militär Posten der die Papiere kontrolliert. Und es gibt wieder Bäume! Die haben wir seit Tagen nicht mehr gesehen. In dem „Ort" Hisor in dem es zunächst nicht so aussieht als ob man irgend eine Art Zivilisation geben Grüßen viele mit „Hello" und so ist es gar nicht schwer jemanden zu finden der Englisch spricht. Wir erklären ihm unser Reifenproblem und wollten eigentlich nur daß er unseren fast neuen Reifen mit der völlig verbeulten Felge auf die gut erhaltene zieht. Aber die nunmehr 3 Leute hämmern sofort mit einem Vorschlaghammer auf der krummen Felge rum. Luft drauf und im Bach geprüft. Hält dicht.
Wir packen gleich noch die Felge aus womit wir den ersten Schaden hatten um ihn mit Reifenschaum zu testen, da entdecken wir die Schraube im Reifen. Der „Monteuer" ruft gleich no Problem und flickt auch diesen mit einem Reparaturwerkzeug. Super. Zwei Ersatzräder aufmunitioniert geht es weiter. Die Straße verändert sich erneut. Es folgt ein reiner Kiesweg. Die Landschaft ist schön, der Ausblick offenbart den Rückschlag in die „Steinzeit". Hier verteilen wir massenweise Schmuck und Stofftiere an die Kinder die sich riesig freuen.
Manchmal ist es auch ein Betteln. Oder es wirft mal ein Junge Steine ans Auto weil wir nicht anhalten. Aber da gibt’s dann eben auch nix. Der Rest der Bevölkerung ist nett und winkt uns permanent vom Feld aus zu. Wir sehen aber stundenlang in strahlende Kinderaugen und haben selber riesig Spaß. Vor Allem an schlecht zugewiesenen Frisbees. Die Nice Guys nehmen per SMS Kontakt zu uns auf als wir nach zwei Tagen zumindest mal wieder Handy Empfang haben. Eine große Erleichterung wenn man bedenkt was wir für Ecken durchfahren haben. Internet Empfang haben wir seit Osh in Kirgistan nicht mehr gehabt. Auch mal ganz schön die Kiste nur Fotos und Videos zu benutzen. Null Strahlenstess. Ruhe. Die Verabredung mit dem Team der Nice Guys verläuft sich. Zwar legen wir noch einen Extra Kaffee Stop ein, quatschen sogar noch mit einer allein reisenden Russin, sie holen uns aber nicht ein.
Sie wollen nur bis Ishkasim, wir jedoch so schnell es geht zurück in die Zivilisation. Home Stay und Hotels hier sind gruselig und einfach nicht unser Ding. Das kann sich einfach kein (Und ich meine Kein) Europäer vorstellen. Es wird wieder dunkel, und wieder haben wir uns zu spät um einen Schlafplatz gekümmert. Wir stoppen noch einmal unter dicken Felsen im Dunkeln und essen mal wieder Erasco. Wirklich lecker. Also ziehen wir im Dunkeln an tollen Landschaften mit grottenschlechten Straßen weiter nach Khorog. Dort nehmen wir ein Hotel. In einem völlig verwinkeltem Hinterhof finden wir es. Vor der Tür: Ein deutsches Auto. Das Kölner Team ist ebenfalls hier abgestiegen.
Treffen werden wir sie heute nicht mehr. Mit zwei Flaschen Budweiser beenden wir den Tag.